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Was tun, wenn „Shit happens“?

Autor

Martin

Datum

28 Mai 2016

Kategorien

Es ist schon ein paar Jahre her, aber ich erinnere mich noch genau an eine besonders prägnante „Shit happens“ Situation.

Es war ein Montagmorgen, als mein damaliger Programmierer anrief.

7.30 Uhr in der Früh, um genau zu sein.

Sein Geständnis: Er hatte durch einen ungeschickten Fehler über Nacht meine gesamte Website zerstört.

Früher bin ich wegen so etwas ausgerastet.

Mit der Folge, das aus dem Unglück schnell ein ausgewachsenes Desaster entstand. Samt Konflikten. Streitgesprächen. Und Zerwürfnissen.

Heute habe ich deswegen eine „Shit-Happens“-Strategie.

Und ich möchte sie gerne mit Dir teilen – und wer weiß, vielleicht magst Du mir ja auch Deine unten im Kommentar vorstellen.

Gemeinsam können wir „Shit happens“ noch besser in den Griff bekommen.

Wohlan: Hier ist meine Strategie…

Schritt 1: Schmerz rauslassen

Wenn ich frustriert und sauer bin, werde ich laut und derbe. Wenn ich traurig bin, lasse ich mich gehen.

Früher habe ich mich deswegen gegrämt.

Heute nicht mehr.

Früher habe ich versucht, meine nicht ganz so noblen Gefühle zu unterdrücken – mit der Folge, dass ich sie tage- oder gar wochenlang mit mir rumgeschleppt habe.

Besser finde ich es, die Gefühle einfach rauszulassen.

Allerdings: Nicht an anderen auszulassen, sondern nur rauszulassen.

Konkret heißt das, dass ich den Raum verlasse, wenn ich im Gespräch richtig sauer werde. Weil mein IQ bei Wut in den Keller rutscht, und ich in solchen Situationen Dinge sagen würde, die mir im Nachhinein leid tun.

Rauszulassen heißt für mich deswegen nur: Die Emotionen da sein zu lassen. Und sie spüren.

Sobald sich meine negativen Gefühle einigermaßen beruhigt haben, bin ich bereit für…

Schritt 2: Eine Entscheidung treffen

Einer der stärksten Treiber unseres Handelns ist unser Selbstbild, finde ich.

Fröne ich einem negativen Selbstbild („Verlierer“, „Schuldiger“, „Opfer“), dann werde ich mich entweder klein und hilflos fühlen – oder ich werde so sauer, dass ich Andere angreife. Zum „Shit“ kommen dann noch Konflikte und Zerwürfnisse hinzu.

Nachdem meine erste emotionale Reaktion verebbt ist, frage ich mich also, welches Selbstbild ich hegen möchte. Will ich mich als Opfer definieren? Oder als jemand, der diesen Rückschlag in etwas Gutes verwandeln kann?

Das „kann“ ist wichtig.

Es gibt keine Gewähr, dass ich immer alles gerade biegen werde.

Aber es gibt oft genug sehr wohl eine Chance.

Die bewusste Entscheidung, dass ich jemand bin, der bereit ist, diese Chance zum Bessermachen zu nutzen, ändert in der Situation einfach alles.

Warum?

Wenn „Shit“ passiert, kann ich mich nicht dagegen wehren. Die Folge ist logischerweise ein Gefühl der Schwäche.

Entscheide ich mich jedoch dafür, trotz alledem jemand zu sein, der eine schwierige Situation in etwas Gutes verwandeln möchte, empfinde ich automatisch ein Gefühl der Stärke. Ich lasse mir nicht von äußeren Umständen diktieren, wie ich mich fühle, sondern ich treffe diese Wahl selbst.

Wobei ich Dir gestehen möchte, dass ich bei besonders großem „Shit“ die Entscheidung eher mit wackeligen Knien treffe. Ich bin leider kein Übermensch.

Das ist aber auch nicht notwendig.

Denn ich weiß, wie ich die Entscheidung mit Stärke und Selbstvertrauen aufpumpen kann: In dem ich handele.

Jeder Schritt, den ich in dieser Richtung unternehme, ist ein Beweis für mein Selbstbild.

Und deswegen kommt als Nächstes…

Schritt 3: Das Happy End schreiben

Gefühle sind Botschafter. Ärger warnt mich, dass Gefahr in Verzug sein könnte und ich für meine Sicherheit sorgen soll. Trauer erinnert mich daran, dass ich etwas Wichtiges verloren habe. Frust mahnt mich, dass ein Ziel in Gefahr ist.

Sie weisen alle darauf hin, dass ich mir statt des „Shit“ etwas anderes wünsche.

Ein „Happy End“.

Wobei ich mich oft nicht „nur“ mit der Wiederherstellung des Alten zufrieden geben mag.

Warum nicht die „Shit-Situation“ nutzen, um nachher besser dazu stehen als vorher?

Statt mir also „nur“ zu wünschen, dass meine zerschossene Seite so läuft wie bisher, male ich mir ein besseres „Happy End“ aus: Dass die Website noch schneller, noch stabiler und noch sicherer schnurrt als je zuvor.

Denn: je glücklicher das Ende, desto stärker meine Motivation.

Deswegen frage ich mich: Was ist das beste „Happy End“, das ich mir wünschen kann?

Sobald ich meine Zielvorstellung klar habe, geht es nun zu…

Schritt 4: Das „Warum“ für die Lösung nutzen

Ich glaube, das Schlimmste, das man sich bei „Shit“ antun kann, ist die Frage: „Warum passiert mir das?“

Wenn man glaubt, dass einem immer alles aus einem Grund passiert, dann kann man die Frage angesichts des „Shit“ nur mit Frustrierendem beantworten. Entweder ist das Leben schlecht. Oder der Programmierer ist schlecht. Oder noch schlimmer: Ich bin schlecht und habe es offensichtlich nicht anders verdient.

Gruselig.

Hilfreicher finde ich die Frage: Was kann ich ab jetzt besser machen?

Zum ersten hilft mir die Frage, aus der Situation zu lernen.

Aber auf eine positive Weise. Ich denke nicht über Schuldige nach. Sondern über Lösungen.

Zum zweiten weckt die Frage meine Kreativität, in dem sie erfahrungsgemäß unterschiedliche Antworten aufwirbelt. Einige davon mögen verwegen sein, ein paar möglicherweise auch töricht – aber früher oder später finde ich meist ein paar Ansätze, mit denen ich mein „Happy End“ noch besser erreichen kann.

Was wäre, wenn wir die Website auf anderen Servern spiegeln? Was wäre, wenn wir bestimmte „Operationen“ durch ein zusätzliches Warnfenster hinterfragt werden? Und was wäre, wenn wir beim nächsten Mal sicher stellen, dass der Programmierer nicht nochmal am „offenen Herzen“ der Website operiert?

Sobald ich einen ersten schlauen Plan entwickelt habe, wird es Zeit für…

Schritt 5: Inspirierte Aktionen

Diesen letzten Schritt liebe ich am meisten.

Ich schließe meine Augen, stelle mir vor, dass das „Happy End“ schon eingetroffen ist – bis ich spüre, dass gute Laune in mir aufzusteigen beginnt.

Aber es reicht nicht, in schönen Visionen zu schwelgen. Denn davon allein geht der „Shit“ ja nicht von dannen.

Deswegen öffne ich meine Augen, wenn es sich am Schönsten anfühlt, so dass ich wieder ganz im Hier und Heute bin. Und frage mich: Was ist denn der nächste konkrete Schritt, den ich jetzt machen kann?

Manchmal kommt ein innerliches: Gar nichts. Beziehungsweise ein „Lass den Anderen mal machen“.

Oder es kommt etwas, das ich in der Tat selbst umsetzen kann. Jemanden finden, der Plan von der Sache hat. Einen Sachverhalt im Internet recherchieren. Eine E-Mail schreiben. Den Server selbst prüfen. Was auch immer. Hauptsache: Machbar.

Und dem folge ich einfach.

Das ist alle Mal besser, als weiter einer „Shit-Laune“ zu frönen.

Im Gegenteil: Es besteht die Chance, das mein Leben ab jetzt noch einen Tucken besser werden könnte.

Und dafür könnte ich dem „Shit“ sogar: dankbar sein.

Und nun Du.

Was hältst Du von meiner Strategie?

Und was ist die Deine?

Schreibst Du mir, wie Du den „Shit“ geregelt bekommst?

25 Kommentare

  1. …. jo, so mach‘ bzw. versuch‘ ich es auch zu tun ~ gelingt nicht immer 😉
    Ist eben ne Herausforderung verbunden mit ständiger Übung.
    Doch die Fragestellung: „Wozu ist das ganze hier gut“ statt dem früheren „Warum ich?“ hält die Opferrolle fern, lässt Frust gar nicht erst so hoch kommen, lässt mich grade(r) stehen, setzt sogar neue, manchmal sogar neugierige Energie frei und macht irgendwie n’Fenster auf…..
    Das ist förderlich und tut gut.
    Liebe Grüße

    Antworten
    • Und macht irgendwie ’n Fenster auf… schöne Beschreibung, Angela.

      Antworten
    • da kann ich mich nur anschließen, ich versuche es auch immer öfter 🙂
      Und zum Wut abbauen helfen mir auch Laufen und Meditation.
      LG Isabelle

      Antworten
    • Ich schaue die Situation an, und sage mir; passiert ist passiert, ob ich mich grün und blau ärgere, es ändert nichts ans der Situation! Also warum meinen Adrenalinspiegel hoch schrauben? Ich überlege mir wie ich das „Unglück/Missgeschick/Shit“ wieder gut machen kann…

      Antworten
  2. Bei mir ist es ähnlich. Wenn die Wut hochkommt, verlasse ich erstmal die Situation. Am besten an die frische Luft, Fenster aufmachen, oder auf den Balkon gehen.
    Und dann tiiiiief durchatmen… tiiiiiefe Atemzüge… und mit jedem Atemzug stelle ich mir vor, wie die Wut meinen Körper verlässt… und es funktioniert. Klar, es ist mit ein bissel Übung verbunden. Das ist nicht so, dass ich es sofort konnte. Doch nach einigen Malen kann man dieser Visualisierung gut folgen.
    Nach dieser Übung, die teilweise sogar bis zu 10 oder 15 Minuten dauern kann, bin ich erstmal wieder in einem einigermaßen neutralen Zustand.
    Und dann geht es forot in’s lösungsfokussierte Denken. Wie kann ich dieser Herausforderung jetzt begegnen?
    Ich sehe die Situation, wie sie ist. Und dann überlege ich, wie ich eine noch bessere Sichtweise auf die Situation entwickeln kann.
    Ich überlege mir, was ich tun kann, damit ich nicht nur diese Herausforderung angehe, sondern wie ich dadurch noch mehr wachsen kann, noch besser machen kann?
    Ich hatte mal eine ähnliche Situation mit meiner Webseite. Da war es aber mein eigener Fehler. Ich habe also die Übung mit dem Atmen gemacht. Nach ca. 20 Minuten ging es mir besser. Dann habe ich ganz lösungsfokussiert überlegt, wie lange es jetzt dauert, bis ich meine Webseite wieder auf den „alten“ Stand bringe. Und DANN habe ich mir überlegt, dass ich ja eigentlich schon seit vielen Monaten gewisse Veränderungsarbeiten an meiner Webseite erledigen wollte, dass ich gewisse Erweiterungen meiner Webseite vorhatte, diese aber bisher immer noch aufgeschoben habe.
    Und so habe ich mir gesagt: „Ok, die Situation ist nun so. Die Webseite ist ‚im Arsch‘ und nun baue ich die Webseite nicht nur so auf, wie sie vorher war. Nein, ich erledige auch sofort die bisher aufgeschobenen Arbeiten und mache die Webseite besser, als vorher.“
    Somit habe ich aus der augenblicklichen misslichen Lage, eine Situation geschaffen, aus der ich gestärkt und mit neuen Perspektiven und einem besseren Ergebnis hervorgegangen bin.
    Ich glaube, es war Thomas Edison, dessen Haus damals gebrannt hat. Und als er mit seiner Familie draussen stand und auf das brennende Haus schaute, sagte er ganz ruhig und gelassen: „Schaut euch das an. All meine Fehler verbrennen gerade. Ich habe die Chance, nochmal neu anzufangen.“ 😉

    Antworten
  3. Super Anleitung. Ich mache das auch so, aber sag, was lernen die anderen dann daraus, die einem die Suppe oft eingebrockt haben? Oft schleichen sich diese dann von dannen…machen sich einen schönen Lenz und bspw. mein Sohn, 16, er nennt mich dann noch Looser, weil ich die Szenerie verlasse, um mich abzureagieren…Hast du hier einen Tip? gruss Beate

    Antworten
    • Was die anderen lernen, kann man meines Erachtens nicht wirklich steuern. Lernen bedeutet ja, dass man sich für eine neue Einsicht öffnet und (!) umdenkt.
      Ein Wutanfall bewirkt da meist das Gegenteil.
      Dass ich rausgehe aus einer Situation, bedeutet im übrigen nicht, dass ich im Nachhinein keinen Klartext sprechen würde. Das tue ich sehr wohl.
      Ich gebe sehr klare Ansagen, was mir nicht gefallen hat und was ich mir anders wünsche.
      Ich bleibe jedoch meist gelassener und ruhiger, als wenn die Emotionen gerade aufschäumen.
      Wenn ich dann merke, dass sich jemand verschließt, versuche ich zu verhandeln. Klappt das auf Dauer nicht, suche ich mir andere Wege, meine Ziele sicher zu stellen. Manchmal löse ich mich dann temporär oder längerfristig aus bestimmten Beziehungen. Niemand muss sich wegen mir verbiegen. Und das gilt auch umgekehrt.

      Antworten
    • Hallo Beate, Jugendliche tun sich schwer damit, das Verhalten ihrer Eltern anzuerkennen – das heißt nicht, dass sie nicht doch etwas daraus mitnehmen: vor allem, wenn dein Sohn später sieht, dass du ein Problem löst, entspannt bist, humorvoll über Fehler und Pannen reden kannst. Auf jeden Fall gibst du ihm ein positives Beispiel. Und Jugendliche sind meist sehr empfänglich für charismatische Beispiele von Menschen, die Gewaltlosigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben!
      Liebe Grüße!
      SigridP

      Antworten
  4. Hallo Martin,
    deine 5 Schritte erinnern mich sehr an meine eigenen 5 Schritte vor über 20 Jahren als ich die Diagnose Krebs erhielt. Jedoch habe ich damals keinen Schmerz gefühlt geschweige denn herausgelassen. Ich wusste einfach nur, ich werde wieder gesund und dafür tue ich alles. So kam es auch, dass aus meinen fünf Schritten 22 wurden und ich mich damit auf den Weg gemacht habe, mich und mein Leben neu aufzustellen. Nachdem ich alles vom Kopf auf die Beine gestellt hatte, begann ein abenteuerlicher Weg, der deinen ersten Schritt immer mal wieder als Zwischenschritt erforderlich machte. Meine Erfahrung ist, egal wie ich mich programmiere, der Schmerz ist einfach immer da über großen und kleinen, selbst oder fremd inszenierten Shit. Und ich könnte mich darin gedemütigt oder auch wütend, traurig oder depressiv einrichten. Aber wenn uns bewusst wird, dass gleichzeitig auch immer die Chancen da sind, all dem etwas Neues, ja etwas Besseres abzugewinnen, dann gehen wir einfach mit diesem Shit gelassener um. Alles hat eben zwei Seiten. Leider lernen wir das meist nicht in der Kindheit und später oft auch nicht. Deshalb sind für mich deine Beiträge so sinnvoll, weil herzerfrischend und positiv stimmend. Denn wir erfahren immer wieder neu von dir wie wir unser menschliches Potential dazu nutzen können, eine destruktive Situation in eine konstruktive zu verwandeln, Von ganzem Herzen: Danke 😉

    Antworten
    • Großartiger Beitrag, liebe Gabriele,
      besonders gefällt mir dein Satz, dass immer auch die Chancen da sind, all dem etwas Neues und Besseres abzugewinnen. Und dass man mit diesem Gedankengang gelassener mit dem „Shit“ umgeht.
      Danke für deinen Beitrag.

      Antworten
  5. Schaut Euch mal das „Kugeln“ von Bodo Deletz im Netz an. Die Technik ist einfacht und hilft gut!

    Antworten
  6. Hallo ich habe mir angewöhnt,mir eine Frage zu stellen und diese
    beherzige ich. Ich frage mich was bringt mir oder uns es sich auf zu regen und nehme dir deine Zeit für etwas Wertvolles.
    Ich stelle dann auch manchchmal die Frage an den anderen.
    Und Meditation bewusstes ablenken auf etwas Positives.

    Antworten
  7. Moin zusammen,
    egal was passiert, es ist wie beim Laufen lernen. Wichtig ist die Aktion, aufstehen und wieder probieren zu laufen. Deine Emotionen dabei zeigen Dir Deine inneren „Baustellen“, die Dich daran hindern einfach aufzustehen und es wieder, vielleicht ein bisschen anders, zu probieren.
    Seien wir doch bitte wie die Kleinkinder, ein „ich bin wie ich bin“ lässt das Kind im Hier und Jetzt, sich und die Welt erkunden.
    Alles ist dafür da, uns zu helfen, den Weg zu unserer Bestimmung zu finden. Manche Dinge
    erscheinen vielleicht furchtbar, in der Rückschau jedoch oftmals als Wendepunkt zum Guten.

    Antworten
  8. Es ist doch alles eine Frage der Bewusstheit. Bin ich unbewusst, wenn shit happens, dann reagiere ich nur. Bin ich bewusst,dann habe ich Tausenduneine Möglichkeiten zu re-agieren. Meine bevorzuge Möglichkeit ist, kurz abzuklopfen, was das Schlimmste ist, was mir passieren kann: Werde ich (oder einer meiner Lieben) sterben? Werde ich (oder einer meiner Lieben) unter der Brücke landen? Denn wann immer shit happens, schießt Angst hoch, dass das (Über-)Leben bedroht sein könnte, obwohl wir meistens nicht einmal mit bekommen, dass die negativen Emotionen, die mit dem shit einher gehen, uns vor existenzieller Bedrohung bewahren wollen.
    Also nein, weder ich noch einer meiner Lieben werden sterben oder unter einer Brücke landen – so what? Ich lasse mir doch nicht von irgendeinem shit meine gute Laune verderben! Bleibt noch die Idee, dass das Leben sich nach mir und meinen Wünschen zu richten hätte… hahaha!

    Antworten
  9. Hallo Martin,
    lieben Dank für das interessante Thema und den tollen Beitrag!
    Bei Deiner Strategie finde ich mich selbst gut wieder. Ergänzen möchte ich dazu: Schritt 2 „Eine Entscheidung treffen“ hat bei mir eher mit „Loslassen“ zu tun, was m.E. sehr gut die Einzelteile des 2. Schritts widerspiegelt. Vielleicht sogar zwischen dem ersten und zweiten Schritt liegt. Schritt 4 und 5 fallen bei mir oft zusammen, da zur Lösungsfindung für inspirierte Aktionen häufig der Konsens mit anderen Beteiligten wichtig ist.
    Die beschriebene Situation mit dem Programmierer konnte ich ebenfalls nur allzugut nachempfinden. Ist mir doch in jungen Jahren ein ähnlicher Anfänger-Fehler passiert. Obwohl das Ereignis schon lange zurück liegt, ist es mir noch sehr präsent: Mir lief es heiß und kalt den Rücken runter, als ein Linux-Befehl zum Löschen auf Kommandozeilen-Ebene ungewöhnlich lange dauerte…
    Binnen Sekunden hatte ich die unangenehme Gewissheit direkt vor Augen: Die produktive Website war nicht mehr erreichbar. Beim „Krisen-Management“ bleibe ich für gewöhnlich außerordentlich ruhig. So auch gottseidank bei diesem Ausnahmezustand. Sodass…
    a) ich sofort die richtigen Personen mit den dringend benötigten Handlungskompetenzen um Hilfe ersuchte
    b) wir mit gemeinsamer Kraft die Website innerhalb Rekordzeit nach dem Ausfall wieder am Start hatten
    c) Website-Besucher beim Aufruf der Website über den momentanen Ausfall informiert wurden
    d) ich danach ein Konzept entwickelte, das solche „menschliche Versehen“ über mehrere Fangnetze abfederte
    U.a., dass Entwickler und Administratoren nicht mehr am „offenen Herzen“ operieren mussten. Wie von Dir beschrieben.
    Unterm Strich ist mir nach dieser zu schnell ausgeführten Aktion niemals mehr etwas Ähnliches passiert. Ich klopfe dreimal auf Holz, dass es so bleibt 😉
    Meine Erfahrungen:
    Letztendlich sind es vor allem die Niederlagen, die Schicksalsschläge, die für das persönliche Wachstum förderlich sind.
    Du hast immer die Wahl…
    1. Fixiere Dich auf das Negative – dann bleibst Du stehen. Gehst rückwärts. Im schlimmsten Fall zerbrichst Du daran.
    2. Nutze diese dunklen Stunden als Chance! Mit dem Blick nach vorne gerichtet. Nur so kommst Du weiter und lernst daraus.
    Selbstverständlich wandere ich am liebsten auf der Sonnenseite! Wer nicht!? Und bin davon überzeugt: Nur durch die Kontraste der Schattenseiten des Lebens (und deren Bewältigung) können die Glücksmomente der Sonnenseite erst so richtig wert-geschätzt werden.
    Herzliche Grüße von
    Markus

    Antworten
  10. Wenn Du wütend oder schlecht drauf bist, dann geh erst mal raus aus der Situation. Geh raus aus dem Raum, aus dem Haus, woraus auch immer. Am Besten natürlich direkt an die frische Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dann zähle bis 100. Konzentriere Dich einfach nur auf das zählen und Du wirst bei 100 angekommen gar nicht mehr wissen, was Dich eigentlich vorhin so wütend werden hat lassen. Und falls doch, dann zähle weiter bis 200 😉
    Schon aus gesundheitlichen Gründen, schadest Du Dir nur selbst, wenn Du Dich über Dinge aufregst. Außerdem musst Du bedenken, dass es die Dinge gar nicht interessiert, wenn Du Dich darüber aufregst. Aus energetischer Sicht, schadet es Dir übrigens auch massiv, wenn Du ärgerst.

    Antworten
    • Hallo Sascha,
      großartiger Tipp, mit dem Zählen bis 100. Vielen Dank dafür. 😉

      Antworten
  11. Hi Martin, kurz und prägnant auf den Punkt gebracht. Für manche Dinge passt es nicht so ganz. Wie z. B. wenn etwas unwiderbringlich weg ist, was man nicht besser machen kann, höchstens anders. Aber ich kann mir vorstellen, dass mit der „Shit happens“-Überschrift auch solche Ereignisse meinst, die für einen trag- und/oder auflösbar sind. Vielen Dank für Deinen Beitrag und herzliche Grüße, Fabriye

    Antworten
    • Der Schmerz, den wir verspüren, wenn wir etwas Unwiederbringliches verlieren hat zu einem Teil damit zu tun, dass wir etwas in dieser speziellen Form nie wieder haben werden. Ich glaube, das ist eine natürliche Form der Trauer, die dazu gehört.
      Aber hinter dem Schmerz steckt auch eine Sehnsucht, ein Wunsch, ein Bedürfnis, das in der Tat anders erfüllt werden kann. Nähe, Liebe, Geborgenheit etc. können wir nicht nur mit einem Menschen sondern mit ganz vielen erfahren.
      Und ich glaube, dass jedes Gefühl, das wir erleben, das Potenzial hat, noch stärker, noch intensiver und schöner erlebt werden zu können.

      Antworten
  12. Hallo Martin
    Meine Strategie ist Gelassenheit, sobald der Ärger etwas verflogen ist. Ich habe vor Kurzem für die Bürokollegen einen Cake gebacken. Mein Ofen ist aber sehr unzuverlässig und so geschah es: Der Cake war aussen herum verbrannt. Ich war sehr enttäuscht, weil ich alles richtig gemacht hatte und es doch keinen Erfolg gebracht hatte.
    Wir haben die guten Teile des Cakes zuhause gegessen und die Bürokollegen erhielten gute Stücke aus der Bäckerei.
    Und: Wir haben einen Temperatur-Messer für den Ofen gekauft, um herauszufinden, wo das Problem liegt :-).
    Liebe Grüsse
    Carine

    Antworten
  13. Hallo Martin,
    ich versuche gleich, meinen Wertecanon abzufragen. Bin ich gesund? Ist meine Tochter, meine Frau gesund? Ist die Beziehung zu meiner Tochter oder zu meiner Frau in Gefahr? Ist das wechselseitige Vertrauen gestört? Geht es uns gut? Geht es dem Rest unserer Familien, unseren Freunden, Nachbarn, Bekannten und Verwandten gut? Wenn dem so ist, kann es nichts wirklich Schlimmes sein. Die Sache hat sich für mich dann derart relativiert, dass ich mit einem gewissen Überblick daran gehen kann.
    Liebe Grüße
    Gunnar

    Antworten
  14. Wenn das Leben einem Knüppel zwischen die Beine wirft, nimmt man den Knüppel und prügelt aufs Leben ein. Kapish?

    Antworten
    • Hahaha… das ist wirklich ein „nützlicher“ Tipp. 😉

      Antworten
  15. Hallo Martin,
    was du schreibst, kann ich nachvollziehen, mache es teilweise auch so. Das Hineinversetzen in die Zukunft, das dort genießen und im Hier und Jetzt einen Schritt ableiten ist etwas, was ich noch am Ausbauen bin,
    Wenn ich genauer drüber nachdenke, so kommt es drauf an, was es für ein shit ist, der a happened. Oder wie tief mich der shit trifft. Die „Tiefe und Art des Treffens“ wiederum hängt davon ab, wie sehr ich mich dem Shit (quasi machtlos) ausgeliefert fühle oder wie sehr es mich zum Machen anspornt. Das widerum scheint mir dem individuellen Berg an Erfahrungen, Mustern, Gelerntem etc. geschuldet zu sein, aus dem heraus wir spontan reagieren. Je mehr mir wiederum diese Zusammenhänge (grundsätzlich) bewusst sind oder werden, umso gelassener gehe ich mit jedem Shit um.
    Wie es der Zufall wollte, hatte ich gestern den Shit, dass mir meine Mailbox gecrasht ist. In die läuft mein kompletter Mailverkehr. Wir können ja mal gucken, wie ich damit umgegangen bin. Spontan war ich irritiert, als meine Inbox wie von Geisterhand leer war. Dachte, das kann nicht sein! Das hatte ich in 15 Jahren nicht. Einen Tick später war klar, ok, das ist so. Und nochmal etwas später war klar, sämtliche nicht sauber wegsortierten Mails der letzten drei Monate: unwiderbringlich futsch! Emotional war da zwar ein Schreck im ersten Moment „ohwei! was da alles weg ist…“ (interessanterweise nicht sonderlich heftig), dann ein bisschen Ärger über mich, dass ich so lange keine Sicherung gemacht hab. Also kurz ein „Sch….!!!“ geflucht. Dabei lief in meinem Hinterkopf schon ein anderer Film. Parallel, würde ich sagen. Sowas wie Erleichterung (hihi!) darüber, dass ich die vielen Mails nicht mehr sortieren muss, sowas wie das Notprogramm „Was sollte ich jetzt machen, um die wichtigsten Sachen wie Rechnungen etc nochmal zu bekommen?“, und Gelassenheit, die mich selbst überrascht hat „Ok, das Leben geht weiter, und es gibt wirklich Schlimmeres als das“. Es hat sich tatsächlich sehr schnell nüchterne Ruhe in mir breit gemacht. Dann hab ich gecheckt, ob ich tatsächlich (wenigstens) im Februar eine Sicherung gemacht hatte, hatte ich. Und ich hab mich an die letzten Mails erinnert, und die Absender um Nochmalschicken gebeten. Recherchen, ob ich die Mails irgendwie retten kann, führten ins Leere. Aber das hatte ich schon geahnt. Versucht hab ichs trotzdem. Bin also ins Handeln gekommen. Ich hab mich auch gefragt, was mir das vielleicht sagen will – dieser Crash. Vielleicht, dass es Zeit ist, diese Mailbox aufzugeben – und die zugehörige Email – und den zugehörigen Namen. Ich hab immer noch nicht alle Papiere zusammen, ist aber nicht mehr lange hin bis ich scheidungsbedingt „ändern“ darf. Mag sein, dass es mir das sagen wollte… Oder, dass ich vieles gar nicht so dringend brauche, was da verloren ging. Einfach loslassen. Das machte ein befreiendes Gefühl im Verlust.
    Also, das bin auch typisch „ich“, in allen vermeintlichen Katastrophen das Gute und einen Sinn sehen. Ich kann gar nicht anders, mach ich schon mein Leben lang so – und es hat mir oft geholfen. Jedenfalls hab ich nach einer neuen Emailadresse mit neuem Namen gesucht und gefunden. 😉 Das Leben geht weiter.
    Hat, wie ich meine, ein paar Ähnlichkeiten zu deiner Strategie, Martin, oder?
    Soweit mal!
    Liebe Grüße
    Christiane

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